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  • AutorenbildRomy von kokodu

Das Geheimnis meiner Kreativität

Mein Job ist es, kreativ zu sein. Als Redakteurin in einer Werbeagentur gelingt mir das mal gut, mal weniger gut. Ideen kannste dir halt leider nicht aus dem Ärmel schütteln. In meiner letzten sauteuren Fortbildung zum Thema „Kreativitätstechniken“ hat mich der hochgelobte Dozent mit folgenden Zahlen desillusioniert: Nur 5 Prozent aller Ideen sind gut. 95 Prozent sind Crap. Das ist Mist. Hat meinen Chef auch nicht gerade begeistert. Aber: Ich habe jetzt herausgefunden, wie ich ganz ohne Anstrengung kreativ werden kann. Das Geheimnis der Kreativität ist nämlich nicht nur den Genies vorbehalten. Jeder kann kreativ sein. Es kostet dich nur 33 Euro. Und ein bisschen Trinkgeld.

Junge massiert Mutter auf der Couch.
Auch Zuhause komme ich den Genuss einer Massage. Gegen Geld natürlich. Mein Sohn ist ja nicht dumm.

Das Geheimnis meiner persönlichen Kreativität ist eine Mischung aus fehlgeleiteter Erwartung, starken Händen und ostasiatischer Musik. Bei mir ist die Kreativität nämlich in einem thailändischen Massagestudio um die Ecke entfacht. Ich war selbst total überrascht, wie unerwartet einfach komplexe Denkprozesse ausgelöst werden können. Liegt vielleicht auch daran, dass ich in den 60 Minuten Me-Time ganz bewusst an absolut gar nichts denken wollte. Mein Ziel: Abdriften. Watte in die Birne kriegen. Mürbeteig werden.

Abschalten? Fehlanzeige

Abgedriftet bin ich dann letztendlich auf der neuronalen Autobahn. Meine Birne war so klar wie lange nicht mehr. Statt während der Massage zu Mürbeteig zu werden, habe ich stattdessen in 30 Sekunden ein ganzes Tortenrezept entwickelt. Man glaubt gar nicht, an was man alles denkt, wenn man sich fokussiert entspannen möchte:

  1. Ich habe unseren Keller kategorisiert und nach Usability aufgeteilt.

  2. Ich habe das Haarstyling für die Hochzeit meiner besten Freundin geplant und mich für die gesteckte Strategie entschieden.

  3. Ich habe meine Ernährung umgestellt und mir eine umfangreiche Einkaufsliste ausgedacht, die auch bei Aldi funktioniert.

  4. Ich habe meinen Erziehungsstil hinterfragt und moderat nach dem Vorbild von Opa Ernst angepasst.

  5. Ich habe meine letzten Arbeitsprojekte analysiert und nach einem Punktesystem von 1 bis 100 bewertet.

  6. Ich habe mir das Gesicht des Menschen vorgestellt, der in der Kabine nebenan seine erste Thai-Massage mit wirklich sehr, sehr heißen Steinen bekommen hat.

  7. Ich habe mir Namen für diesen Menschen ausgedacht. Meine Favoriten: Jochen, Ralf und Claudia (je nach Tonhöhe).

  8. Ich habe die Jahre, die ich mit meinem Mann zusammen bin, in Sekunden umgerechnet (3,154e+8!!)((Meine Berechnung war natürlich falsch. Ich habe Google gefragt)).

  9. Ich habe eine Terrasse und eine Überdachung aus Holz mit Glas und industriellen Metallelementen entworfen.

  10. Ich habe das erste Kapitel meiner Magisterarbeit aus dem Jahr 2011 zum Thema „xx“ rezitiert.

Ich habe mir fest vorgenommen, ab sofort regelmäßig zur Thaimassage zu gehen. Das ist sozusagen mein Investment in eine erfolgreiche und glückliche Zukunft. Auch wenn ich bedauerlicherweise die unentspannteste Kundin in der Geschichte aller Thaimassage-Studios zu sein scheine - meiner Kreativität helfe ich genau dort in gerade einmal 60 Minuten auf die Sprünge.

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